POSITIONSPAPIER "ZUKUNFT GESTALTEN, VERSORGUNG SICHERN"
Die Transformation der Industrie und Energiewirtschaft ist eine gesellschaftlich nie da gewesene Aufgabe – sie benötigt Zeit, private Investitionen und verlässliche politische Rahmenbedingungen. Die Umsetzung der Transformation wird die nächsten Jahrzehnte dauern und muss der klare Fokus aller wirtschaftspolitischen Entscheidungen sein. Eine kluge Energie- und Wirtschaftspolitik stellt heute die richtigen Weichen, damit diese einmalige Chance genutzt wird, um nachhaltig Wohlstand zu schaffen. Kurzfristig muss klimaneutraler Strom so günstig wie möglich verfügbar gemacht werden. Dies ist für die Wirtschaftlichkeit und den Aufbau der Wasserstoffindustrie zwingend erforderlich. So verbessern wir die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts nachhaltig. Zusätzlich muss der Einstieg in den Kohlenstoffkreislauf durch CCUS unverzüglich angegangen werden. Nur so kann die Klimaneutralität und die
Dekarbonisierung vorhandener CO₂-intensiver Prozesse effektiv erfolgen.
1. Wasserstoffhochlauf: Rahmenbedingungen schaffen, Märkte etablieren
Der Industrie- und Wirtschaftsstandort Deutschland braucht für die Erreichung von Klimazielen sauberen Wasserstoff in großen Mengen. Das Wasserstoffkernnetz ist ein wesentlicher und guter Baustein, um die Verbindung zwischen Wasserstofferzeugung und -Verwendung zeitnah zu ermöglichen. Nur eine pragmatische und technologieoffene Politik kann Versorgungssicherheit gewährleisten. Ein liquider Wasserstoffmarkt liegt aktuell noch in weiter Ferne, die Entwicklung eines leistungsfähigen Marktes wird Jahrzehnte dauern. Deswegen müssen heute wegweisende Entscheidungen getroffen werden, damit ein Wasserstoffhochlauf gelingen kann.
Der ENERGY HUB Port of Wilhelmshaven ist ein Möglichmacher der Transformation, wir schlagen vor:
1.1 Energiekosten senken für eine wettbewerbsfähige Industrie - regional und national:
- Einführung besonderer Strompreisregelungen für Wasserstoffproduktion in Norddeutschland.
- Dauerhafte Befreiung der Wasserstoffproduktion von Netzentgelten, Energiesteuer und Umlagen.
- Senkung der Stromsteuer auf das europäische Minimum.
- Fokussierung auf Förderung systemdienlicher Elektrolysestandorte.
- Gestaltung pragmatischer Förderinstrumente als „One-Stop-Shop“.
- Umwandlung von molekularen Wasserstoffderivaten aus Importen in der Region.
1.2 Sektorenkopplung und smarte Integration senkt volkswirtschaftliche Kosten:
- Ansiedlung von Elektrolyseuren in netzentlastenden Regionen.
- Unbürokratische Zuteilung von Überschussstrom nach der Testphase §13k EnWG.
- Integrale Betrachtung von Strombedarfen und Wasserstofferzeugung.
- Speicherung von Wasserstoff als wesentliches Kopplungsinstrument ermöglichen.
1.3 Energie-Importe aus Übersee stellen Versorgung sicher:
- Infrastruktur zur Anlandung von molekularen Energieträgern aufbauen
- Lieferung von Wasserstoffderivaten langfristig sicherstellen
- Produktion von klimaneutralem Wasserstoff aus Derivaten im industriellen Maßstab anreizen
1.4 Leitmärkte schaffen langfristig Absatzpotentiale:
- Identifizierung und Förderung strategisch wichtiger Leitmärkte.
- Sicherung langfristig planbarer Wasserstoffnachfrage durch klare Quoten.
- Aufbau eines Bilanzierungs- und Zertifizierungsmodells.
1.5 Organisation von Lieferketten schafft notwendiges Marktumfeld:
- Anerkennung Nordwestdeutschlands als strategisch entscheidende Region, für Deutschland und Europa.
- Etablierung als Net-Zero-Vorhaben mit passgenauen Förderinstrumenten.
1.6 Abbau regulatorischer Hürden beschleunigt den Hochlauf:
- Vereinfachung der Genehmigungen für Produktion, Import, Speicherung, Transport und Nutzung von klimafreundlichem Wasserstoff.
- Flexibilisierung delegierter EU-Rechtsakte.
- Weiterentwicklung des Strommarktdesigns.
- Einheitliche europäische Standards für Handel, Bilanzierung und Reinheit.
- Weiternutzung bestehender Leitungsinfrastruktur für Wasserstoff- oder CO₂-Transport kurzfristig ermöglichen
2. Carbon Management: Industrie wettbewerbsfähig und klimaneutral machen
Neben der Etablierung eines Wasserstoffmarktes wird ein zügiger Einstieg in das „Carbon Management“ (Kohlenstoffkreislauf) wesentlich zur CO₂-Reduktion der deutschen Industrie beitragen und den Wirtschaftsstandort langfristig stärken. Die Abscheidung von CO₂ wird für viele Industriezweige eine wichtige Option zur Dekarbonisierung darstellen. Exporthäfen wie Wilhelmshaven fungieren als zentrale CO₂-Hubs und stellen eine wesentliche Verbindung zwischen inländischen CO₂-Emittenten und potenziellen Speicher- oder Exportlösungen dar.
Als Möglichmacher der Transformation fordert der ENERGY HUB Port of Wilhelmshaven:
2.1 Regulatorische Rahmenbedingungen schnellstmöglich schaffen und CO₂-Abscheidung als Dekarbonisierungsoption etablieren:
- Anerkennung von CCUS als sichere Technologie mit dem Fokus auf schwer vermeidbare Emissionen und rechtliche Gleichstellung anderer Optionen zur Dekarbonisierung.
- Schnelle Anpassung regulatorischer Rahmenbedingungen an europäische Realität und Ermöglichung als Brückentechnologie durch einen technologieoffenen, marktgetriebenen Ansatz.
- Sicherung internationaler Konkurrenzfähigkeit durch faire Wettbewerbsbedingungen.
- Rahmenbedingungen für die Nutzung von bestehender Leitungsinfrastruktur zum sicheren Transport von CO₂ in die Region zwecks Export zu Speicherlagerungsstätten
2.2 Multi-Modale Transportansätze ausbauen:
- Frühzeitig Marktsignale für notwendige Infrastruktur setzen.
- Gewährleistung von Flexibilität und flächendeckendem Markthochlauf durch Nutzung von CO₂-Pipelines, Schienen-und Binnenschifftransport.
- Entwicklung von CO₂-Hubs für Export und Nutzung
2.3 Risiken entlang der Wertschöpfungskette absichern:
- Gezielte Unterstützung der „Early-Mover“, um Investitionen abzusichern.
- Faire Verteilung von Risiken entlang der gesamten Wertschöpfungskette
ENERGY HUB Port of Wilhelmshaven – Heute bereit für Morgen
Mit über 50 nationalen und internationalen Partnern setzt der ENERGY HUB Wilhelmshaven auf erneuerbare Energien, Wasserstoff und Carbon Management. Der Standort wird zum zentralen Knotenpunkt der Versorgungssicherheit – getragen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Zeit des Zögerns ist vorbei: Deutschland braucht klare Entscheidungen, um die Transformation aktiv zu gestalten.